„Ein Mädchen macht sich über einen Jungen lustig, der zu Weihnachten kein Geschenk mitgebracht hat, aber alles ändert sich, als sie seinen Brief an den Weihnachtsmann liest.“

Das Klassenzimmer füllte sich mit fröhlichem Stimmengewirr, als die Kinder den Raum betraten, in den Händen bunt verpackte Geschenke haltend. Es war der lang ersehnte Tag des „Wichtelns“, und alle konnten es kaum erwarten, ihre Geschenke auszutauschen und selbst beschenkt zu werden. Mitten in dem fröhlichen Durcheinander saß Borja still in einer Ecke, einen Umschlag fest in den Händen haltend. Seine Augen glänzten vor Tränen, die er nur mühsam zurückhielt.

Die Lehrerin, Marina Sergejewna, ließ ihren Blick durch das Klassenzimmer schweifen und bemerkte, dass Borja traurig und verloren wirkte – ein stiller Kontrast zur allgemeinen Aufregung.

„Lasst uns mit Borja anfangen“, schlug sie sanft vor.

Alle Blicke richteten sich auf ihn. Zögernd stand Borja auf. Langsam ging er zu Lena, seiner Klassenkameradin, die er beim Wichteln gezogen hatte, und reichte ihr den Umschlag.

„Es tut mir leid, Lena“, sagte er leise. „Ich habe kein Geschenk für dich, aber ich habe dir einen Brief geschrieben.“

Lena runzelte die Stirn, ihre Stimme war scharf:

„Ein Brief? Das ist doch kein richtiges Geschenk! Es ist Wichteln, Borja! Wie konntest du nichts mitbringen?“

„Ich hatte kein Geld, um ein Geschenk zu kaufen“, gestand er, und sein Gesicht lief vor Scham rot an.

Lenas Reaktion war gnadenlos:

„Das ist ja erbärmlich! Deinen Brief kannst du behalten, Borja!“

Ihre Worte hingen schwer und verletzend in der Luft.

Marina Sergejewna griff sofort ein und rügte Lena für ihr Verhalten, doch der Schaden war bereits angerichtet. Borja kehrte an seinen Platz zurück und kämpfte mit den Tränen. Die anderen Kinder tauschten verlegene Blicke, und die festliche Stimmung war wie weggeblasen.

Als das Klassenzimmer leer war, bemerkte Marina Sergejewna, dass Borjas Brief auf seinem Tisch liegen geblieben war. Neugierig hob sie ihn auf und begann zu lesen. Als sie fertig war, standen ihr Tränen in den Augen.

Im Brief stand:

„Lieber Weihnachtsmann,
es tut mir leid, dass ich Lena kein Geschenk kaufen konnte. Meine Mama ist sehr krank, und wir haben kaum Geld, weil wir alles für ihre Behandlung sparen. Ich habe für sie ein Rentier gemalt, weil ich weiß, dass sie Rentiere liebt. Ich hoffe, dass Lena und ihre Familie ein frohes Weihnachtsfest haben werden.
Bitte, mach meine Mama gesund. Das ist alles, was ich mir wünsche.
Mit Liebe, Borja.“

Marina Sergejewna wusste, dass dieser Tag nicht so zu Ende gehen durfte. Sie fand Lena im Flur und überreichte ihr den Brief.

„Ich denke, du solltest das lesen“, sagte sie sanft.

Widerwillig nahm Lena den Brief und las ihn. Als sie fertig war, verdüsterte sich ihr Gesicht und Tränen traten ihr in die Augen.

„Seine Mama ist krank?“, fragte sie mit zitternder Stimme.

„Ja, mein Schatz“, antwortete Marina Sergejewna. „Manchmal können Menschen uns nicht das geben, was wir erwarten, aber das heißt nicht, dass sie sich nicht kümmern.“

Am nächsten Tag ging Lena mit geröteten Augen auf Borja zu.

„Es tut mir leid, Borja“, sagte sie und überreichte ihm ein kleines Geschenk, das sie am Abend zuvor vorbereitet hatte. „Ich wusste nichts von deiner Mama. Ich habe deinen Brief gelesen – das ist das Schönste und Herzlichste, was mir je jemand geschrieben hat. Danke.“

Borja lächelte schüchtern:

„Magst du das Rentier, das ich gemalt habe, trotzdem?“

„Es sieht ein bisschen lustig aus“, gab Lena lachend zu, „aber ich mag es sehr.“

Die Klassenkameraden applaudierten, als die beiden sich die Hand gaben, und die festliche Stimmung kehrte zurück.

Am selben Abend besuchten Lena und ihr Vater Michail Borjas Familie. Sie brachten Geschenke mit und einen Umschlag mit Geld, um bei der Behandlung von Borjas Mutter zu helfen. Obwohl Borjas Eltern zunächst zögerten, Hilfe anzunehmen, bestand Michail darauf:

„Es ist Weihnachten. Lasst uns so handeln, wie es der Weihnachtsmann tun würde.“

Dank Michails Großzügigkeit erhielt Borjas Mutter die notwendige Behandlung, und das Leben der Familie begann sich langsam zum Besseren zu wenden. Lena und Borja wurden enge Freunde, und Borjas Mutter schenkte Lena jene Wärme und Fürsorge, die dem Mädchen so gefehlt hatten.

Diese Geschichte erinnert uns daran, dass Güte und Mitgefühl Herzen verändern und Menschen einander näherbringen können. Sie lehrt uns, hinter die äußeren Umstände zu blicken und die Herausforderungen zu sehen, mit denen andere zu kämpfen haben. Am Ende zählen Liebe und Mitgefühl mehr als alles andere.

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